#CoronaZeiten #Jahresrückblick

1. „Alles wie vor Corona, nur krasser“. Das war mein Motto, das mich durch dieses Jahr gebracht hat und es wurde vielfach bestätigt. Im Guten wie im Schlechten. Und deshalb war es ein so durchwachsenes Jahr, auf das man nicht mit ungeteilter Freude zurückblicken kann, aber eben auch mit Erfahrungen, die bereichern und Mut machen.

2. Es gibt Kausalzusammenhänge und Korrelationen. Und deshalb ist wichtig, zu unterscheiden, was dieses Jahr unabhängig von Corona so anders gemacht hätte und was als unmittelbare Folge von Corona wirkt. Manchmal ist es sogar ganz gut, dass beides in diesem Jahr zusammen gekommen ist, denn wenn zum Beispiel neue Anforderungen und zeitliche Beanspruchungen als pflegende Angehörige dazu kommen, dann ist man nicht nur noch vorsichtiger um Ansteckungen zu vermeiden, sondern kann manche sonst versäumte Veranstaltung als Videokonferenz doch noch wahrnehmen. Und manches gar nicht, weil einfach keine Zeit und Kraft für Anderes als Erwerbs- und Sorgearbeit bleibt.

3. Ora et labora. Die politische Diskussion um den Wert von (Erwerbs)Arbeit und Sorgearbeit, die Bedeutung von Grundrechten, von Kultur und Vereinsleben, von ehrenamtlicher und hauptamtlicher Arbeit war verkürzt und mancherorts zu stark von Lobbyinteressen geprägt. Die Abwägung verschiedener Interessen war komplex und bei manchen zu sehr von ihrem Focus geprägt. Aber es gab eben auch neue Diskussionen um Gerechtigkeit und Verteilungsfragen.

4. Während die einen an der YouTube-Universität binnen kurzem anstrengendsfrei habilitiert zu haben scheinen, haben Wissenschaft, der wissenschaftliche Diskurs und Erkenntnisse, die viele zuletzt in ihren Schulzeiten vertieft gewonnen haben, eine völlig neue Bedeutung gewonnen. Kurvendiskussionen, Molekülaufbau oder Verhaltenswissenschaft sind vielen wieder sehr präsent. Und wenn Virologen plötzlich Popstar-Status haben und Millionen Menschen sich längere Podcasts anhören, um wissenschaftlichen Erklärungen über zahllose Aspekte dieser Pandemie besser verstehen zu können, ist das sicher für eine Gesellschaft, in der Vernunft regiert, wichtig. Allerdings gibt es viel zu viele, die auf die Komplexität und auch die erforderlichen eigenen Handlungen mit Unvernunft und Abwehr reagieren. Und es wird sich zeigen, was das für Auswirkungen auf die europäische Art zu leben und zu denken hat.

5. Wie gut, dass ich so lebe, wie ich es will. Wie oft habe ich das gedacht, wenn die erforderlichen Massnahmen zu Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen verkündet wurden. Und auch wenn ich viele Einschränkungen hatte, zahlreiche Konzertkarten und einige wirklich schöne Reisen abgesagt wurden, so konnte ich doch aus guten Erinnerungen schöpfen, mich freuen, was ich tatsächlich in der Vergangenheit einfach gemacht und nicht auf ein „Später“ verschoben habe. Und ich habe weiter eine Liste von Dingen, die ich machen will und werde. Und gerade in schwierigen Zeiten ist ein Netz von lieben Menschen wichtig. Seien es Kolleg*innen, die auch in komplizierten Zeiten gerne und gut miteinander zusammenarbeiten, seien es Freund*innen, die aufeinander schauen, im virtuellen wie im realen Leben. Und bei allem Virtuellem braucht es auch Reales: den gemeinsamen Spaziergang, wenn es keine Möglichkeit gibt, sich auf einen Kaffee zu treffen, ein Brief oder eine Karte, ein kleines Geschenk, und einander auch einfach mal Danke sagen.

6. Selbstsorge ist gerade dann wichtig, wenn es anstrengend wird. Ich habe einiges, was ich sonst für mein Wohlbefinden tue, nicht machen können. Mir fehlt einiges. Aber ich habe eben auch auf mich selbst geschaut. Das ist der regelmäßige Blumenstrauß, den ich mir schenke genauso wie lieber ein Buch lesen als die Wohnung putzen. Auch wenn ich noch einiges besser machen kann, es bleibt die Erkenntnis, dass man zum wichtigsten Menschen in seinem Leben, sich selbst, gut sein muss.

7. Was nehme ich aus 2020 mit nach 2021? Ein paar unerledigte Aufgaben und viel Energie und Kraft aus dem, was gut war in diesem verrückten Pandemie-Jahr. We will meet again!

Veröffentlicht von Margrit Zauner

Europäerin in Berlin mit großer Wienliebe und einer Leidenschaft für Bücher und Arbeit Copyright Foto: ALBBW / M. Bußmann

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